Osteopathie
Osteopathie ist gleichzeitig Wissenschaft, Kunst und Philosophie.
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche medizinische Therapie, deren Prinzip auf der exakten Kenntnis der anatomischen Organsysteme, Physiologie, Neurologie sowie dem Zusammenspiel der verschiedenen Funktionssysteme beruht und die das Gleichgewicht des Organismus im Blick hat.
Ziel der Behandlung ist es, die Selbstregulation des Körpers direkt an den betroffenen, geschwächten oder erkrankten Stellen im Körper zu aktivieren. Dort, wo Gewebe über seine Maßen beansprucht wird, zeigen sich oft Beschwerden. Die Ursache hierfür ist jedoch häufig in einer ganz anderen Körperregion zu finden und liegt manchmal länger zurück (z.B. Operation, Unfall oder Erkrankung). Diese ursächliche Bewegungseinschränkung gilt es zu lokalisieren und zu behandeln. Dabei wird der Körper unterstützt, zu seiner Fähigkeit der Autoregulation und Regeneration zurückzufinden, das harmonische Zusammenspiel aller Körpersysteme wiederherzustellen und seine Selbstheilung einzuleiten.
Osteopathische Betrachtung
Die osteopathische Betrachtung ist also nicht nur auf lokale Beschwerden ausgerichtet, sondern versucht aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, Symptome in anatomische, funktionelle und physiologische Zusammenhänge zu stellen. Dabei bedient sie sich genauer Kenntnisse der menschlichen Anatomie, Physiologie, Biochemie und Biomechanik.
Die Aufgabe des Osteopathen ist es auf „Spurensuche“ zu gehen, die Kompensationskette zurückzuverfolgen und die Ursache der aktuellen Beschwerden herauszufinden. Dafür untersucht und behandelt der Osteopath mit seinen Händen neben dem Bewegungsapparat auch das Organsystem, das kraniosakrale System und das Faszien-System. Störfaktoren in diesen vier Bereichen können die Kompensationsfähigkeit des Organismus überfordern. Um die Überlastungsfaktoren zu beseitigen, wird in der Osteopathie ein breitgefächertes Spektrum an manuellen Techniken angewandt und die Arbeitsweise variiert, angepasst an die Bedürfnisse des Patienten, von sehr sanften bis hin zu intensiveren manipulativen Methoden.
Lucius Annaeus Seneca (römischer Philosoph, 4 v. Chr.-65 n. Chr.):
Seine Krankheit zu erkennen, ist der erste Weg zur Heilung.
Geschichte der Osteopathie
Das Konzept der osteopathischen Medizin wurde 1874 von dem amerikanischen Arzt und Chirurgen Dr. Andrew Taylor Still entwickelt. Nach intensiven Anatomiestudien und genauen Naturbeobachtungen beschäftigte er sich mit der ganzheitlichen Behandlung seiner Patienten und entwickelte eine Therapiemethode, die durch sehr große Heilerfolge immer bekannter wurde. So war eine seiner zentralen Thesen, dass alles Leben sich in Bewegung ausdrückt und wenn diese eingeschränkt wird, daraus zunächst funktionelle Störungen und später ernsthafte Erkrankungen entstehen. Still gelang es, durch manuelle Stimulation die Bewegungseinschränkungen zu beseitigen und dadurch viele der Beschwerden zu lindern.
Geburtsstunde der Osteopathie
So wurde 1892 in Kirksville, Missouri, die erste amerikanische Schule für Osteopathie begründet. Inzwischen existieren über 20 medizinische Hochschulen für Osteopathie in den USA, die osteopathische Medizin unterrichten und deren Grundlagen erforschen.
Nach Europa kam die Osteopathie, als 1917 die erste Hochschule in London gegründet wurde. Von dort aus verbreitete sie sich und ist seit Jahrzehnten in der Medizin in Frankreich, Belgien, Skandinavien, der Schweiz und Deutschland etabliert. Seit ihrer Geburtsstunde hat sich die Osteopathie ständig weiterentwickelt und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Vor allem in der Behandlung des Bindegewebes, der sogenannten Faszien, hat in den letzten Jahren eine enorme Weiterentwicklung stattgefunden und die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in meine osteopathische Behandlung integriert.
Philosophie der Osteopathie
Der Philosophie des osteopathischen Behandlungskonzepts liegt eine ganzheitliche Denkweise zugrunde. Der menschliche Organismus wird, basierend auf dem holistischen Grundgedanken, als eine Einheit betrachtet, in der sich Struktur und Funktion gegenseitig bedingen.
Die Behandlung des Menschen im Ganzen und nicht die einzelner Krankheiten steht dabei im Vordergrund. Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft und naturheilkundlicher Prinzipien, wie auch ein umfassendes klinisches Verständnis des menschlichen Körpers bilden die Basis für diese Behandlung.
Die drei Grundpfeiler der Osteopathie
- Parietales System
- Viszerales System
- Kraniosakrales System
Ablauf einer osteopathischen Behandlung
Der osteopathischen Behandlung gehen ein ausführliches Gespräch und ein Ganzkörperbefund voraus. Informationen über die derzeitige Lebenssituation (Krankheiten, Verletzungen, Operationen, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten) können ein wichtiger Hinweis für eine adäquate Untersuchung und Behandlung sein.
Es folgt eine körperliche Untersuchung, die ergänzend zum Anamnesegespräch wichtige Aufschlüsse über Ausmaß und Ursachen Ihrer Beschwerden und die geeignete Therapie gibt.
Da die Osteopathie eine rein manuelle Therapieform ist, werden Gewebe mit verminderter Beweglichkeit oder erhöhter Spannung mittels der Hände ertastet und aufgespürt. So erhält der Therapeut wichtige und qualitativ wertvolle Hinweise über die funktionellen Abläufe im Körper und die primären Ursachen der Beschwerden.
Diese werden dann mittels verschiedener manueller Techniken korrigiert.
Im Gegensatz zu anderen Therapieformen sind bei der Osteopathie die freien Intervalle zwischen den Sitzungen oftmals länger – der Körper braucht diese Pausen und nutzt sie, um ungestört Eigenregulationskräfte zu mobilisieren, was letztlich Sinn und Zweck der osteopathischen Behandlung ist. Wie viele Sitzungen im Einzelfall notwendig sind, hängt von der jeweiligen Diagnose ab.